imkern seit 120 Jahren
Kahla 09/2018, …..seit nunmehr 120 Jahren wird im Imkerverein Kahla das Wissen um die Natur der Biene
weiter gegeben und erhalten , lesen Sie hier einen Zeitungsartikel aus der OTZ, verfasst von Katja Dörn
Kahla. Dieses Hobby ist etwas für Hartgesottene, für jene, die über Jahre diesen Schmerz ertragen, der
von einer kleinen Stelle ausgehend, stechend pocht. Und von den Schwellungen ist da noch keine Rede. Für
Ullrich Hähnert und andere Mitglieder des Imkervereins Kahla, unter dem Vorsitz von Volkmar Jecke, sind
das hinnehmbare Begleiterscheinungen. Seit 120
Jahren kümmert sich der Verein um dutzende Völker
und die süßen Erträge.
Wer nicht allergisch auf Bienengift reagiert, sollte
unbesorgt sein. Früher gab es sehr stechlustige
Bienen, erzählt Ullrich Hähnert, durch Züchtungen
seien diese immer mehr verdrängt worden. Fünf bis
zehn Stiche sind es zwar noch an einem
Wochenende, schätzt der erfahrene Imker, doch
gegen die Stiche ist er mit der Zeit immun
geworden. Wobei- an manchen Stellen ziept es doch
noch stärker. Zum Beispiel wenn eine kleine
Honigbiene ihren Stachel genau in die Nase rammt.
Der Vereinsbeginn vor 120 Jahren fügte sich in eine Zeit, in der sich in Kahla und der Region zahlreiche
Vereinigungen gründeten. Auch die Imker wollten sich vernetzen. Es gab damal keine Standardisierung oder
gar das Internet, wo sich Imker informieren konnten, erklärt Ullrich Hänert. So schlossen sich vor allem
privilegierte Einwohner zusammen - Lehrer, Apotheker Pfarrer und Landwirte waren nachweislich die
Gründer des Imkervereins Kahla. Die 13 Gründungsmitglieder brachten 75 Bienenvölker in den Verein ein.
Als Hauptanliegen galt auch ein geselligen Beisammensein zu fördern. So waren Restaurants und Kneipen
bevorzugte Treffpunkte, einen festen Sitz hat der Verein bis heute nicht. Die Zahl der Mitglieder wuchs
Anfang des 20. Jahrhunderts beständig. Immer wieder werden in der überlieferten Chronik Missjahre
erwähnt. Zum Beispiel 1908, als das kühle Frühjahr und der Hagel den Pflanzen zur Blütezeit zusetzte. Die
beiden Weltkriege taten ihr übriges: die Zahl der Bienenvölker war danach drastisch zurückgegangen.
Im Vergleich zu heute fiel die Honigernte vor 100 Jahren Grundlegend geringer aus, da die Züchtungen
immer ertragreichere Bienen hervorbrachte, erklärt Ullrich Hänert. Heute kommen schon mal 35-50 kg pro
Volk zusammen. Bei 15 Völker, wie er sie hat, sind dann am Ende des Jahres 800 bis 1000 Gläser gefüllt.
Familie, Freunde und Bekannte werden so mit dem süßen Nahrungsmittel versorgt. Schon Ullrich Hänerts
Großvater Hugo Lamp imkerte und war fast 40 Jahre Vorsitzender des Vereins. In der DDR stieg die Zahl
der Mitglieder zwischenzeitlich auf über 100, Angelockt durch Subventionen für Honig. Die
Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften seine zu dem verpflichtet gewesen, Wanderwagen mit
Bienenvölkern zu transportieren.
Über die Jahrzehnte scheinen die Probleme die gleichen geblieben zu sein. 1980 steht in der Chronik:“In
der imkerlichen Disskussion wird erstmals deutlich, welche Probleme die eingeschleppte Varroa Milbe mit
sich bringt“.
Auch heute noch ist die Milbe einer der großen Feinde der Imker. Alexander Zeuch, der im Kahlaer
Stadtmuseum seine Imkerei führt und stellvertretender Vorsitzender des Vereins ist, sagt allerdings, dass
vieles in den Händen der erfahrenen Imker liegt: es geht darum sie unter der Schadschwelle zu halten.
Auch der kleine Beutenkäfer ist verhasst, er verdirbt den Honig. Die heute 33 Mitglieder des Kahlaer
Imkervereins - darunter auch Jungimker und fünf Frauen - freuen sich immer über Nachwuchs. Doch
Anfänger sollten sich über drei Grundvoraussetzungen bewusst sein: sie brauche Zeit, Geld und Platz.
Bienen zu pflegen ist ein schöner Beruf, verweist Ullrich Hähnert auf einen Spruch der bei seinem
Großvater aushing. Aber auch als Hobby ist die Imkerei nicht so neben bei zu betreiben, die Wochenenden
sind für die Pflege der Völker ausgelastet. Die Grundausstattung ist zudem kostspielig. Der Verein hat das
auf seiner Webseite vorgerechnet: mindestens drei Bienenvölker sollten sich Anfänger anschaffen,
mitsamt der nötigen Magazinbeuten, Rähmchen und anderem Zubehör sind schon fast 2000 Euro
ausgegeben. Und der Platz? Auf dem Balkon einer Neubauwohnung zu imkern ist Quatsch, erklärt U.
Hähnert . Ärger mit dem Nachbarn ist das eine, dann kommen Fragen hinzu: wo soll der Honig geschleudert
werden, der auch bei konstant niedrigen Temperaturen gelagert werden muss ? Und wohin mit dem ganzen
Zubehör ? Da sei schon mal ein Teil eines Schuppens gefüllt, fügt Alexander Zeuch hinzu.
Der Thüringer Imkerverband bietet für Neulinge Kurse an, die Kahlaer Vereinsmitglieder stehen als
Imkerpaten zur Verfügung und begleiten den Nachwuchs durch das Jahr. Beim Fest des Waldes und der
Jagd in Hummelshain sind sie regelmäßig Aussteller, informieren dort über Nutzen von Wildbienen für
Umwelt und Artenschutz. Es gibt wahnsinnig viele Bienen die an der Bestäubung mitwirken erklärt U.
Hähnert. Doch wo Bienen sind, braucht es auch Blüten über Frühjahr und Sommer verteilt. Die
Monokulturen bereiten den Imkern immer mehr Sorgen. Ein Wunsch von Ullrich Hähnert ist es, dass die
Landwirtschaft wieder zu den Ursprüngen zurückkehrt und nur die Nahrung für die eigene Bevölkerung
herstellt, um so Überangebote zurückzufahren und die Pflanzliche Vielfalt auf den Äckern der Region
wieder aufzubauen.
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